Reportage

Helden des Alltags

Diddi Osele hat sein Leben dem Kampf gegen das Feuer verschrieben. Sein wertvollster Begleiter ist dabei weder das Feuerwehrauto noch der Löschschlauch.

Text: Roberta Fischli
Bilder: Maurice Haas

Wenn Diddi Osele über seine Arbeit bei der freiwilligen Feuerwehr spricht, merkt man, dass er brennt, für das, was er tut. Der 36-Jährige steht alleine im Sitzungsraum der Feuerwehrzentrale in Jenesien, einem Dorf im Südtirol. Auf dem Tisch vor ihm sind sechs Kästchen in unterschiedlicher Grösse und Formen ausgelegt. Er hebt das schlankste von ihnen auf und sagt: „Wenn dieses Ding einen Alarm loslässt, wissen alle, dass ein Einsatz ansteht.“ Ohne den Pager würde wohl kein Brand rechtzeitig gelöscht werden, sagt Osele, „wir sitzen schliesslich nicht den ganzen Tag in der Zentrale und warten darauf, dass wir ausrücken müssen.“

Als er zum ersten Mal ein Feuer gesehen habe, sagt der Italiener, war er gerade sechs Jahre alt. „In meinem Heimatdorf brannte eine Obstgenossenschaft und mein Vater packte mich aufs Moped, um mir die Brandstelle zu zeigen“. Das Feuer der Plantage wurde gelöscht, das in Osele war entfacht.

Er begann, alles über Feuer zu lesen — und über die Leute, die es bekämpfen. Mit siebzehn meldete er sich für die freiwillige Feuerwehr an. Der Pager, damals noch ein klobiges Gerät in der Grösse einer Brieftasche, war für ihn fortan wie eine Medaille, die er als Alltagsheld ständig auf sich trug. Gelegen kam ihm das Einsatzaufgebot nicht immer gleich gut, sagt Osele und lacht: „Bei Prüfungen war er sehr willkommen, beim Rendezvous im Kino weniger.“ Eingerückt ist er immer.

Mittlerweile unterstützt Osele den Feuerwehrverband nicht nur in der Freizeit, sondern auch als Ausbildner und technischer Sachbearbeiter, der sich neben den Funk- und Alarmierungsnetzen auch um die verbandsinterne Zeitschrift kümmert. Damit ist er eine Ausnahme. Die meisten Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr gehen tagsüber einer anderen Arbeit nach, die Ausbildungskurse und Weiterbildungen absolvieren sie am Feierabend oder an Ferientagen. Geld gibt es dafür keines. „Unser Lohn“, sagt Osele, „ist die Dankbarkeit der Dorfbewohner. Und das Wissen, etwas Wichtiges zu tun.“ Auch deshalb ist der Pager für Osele und seine Mitstreiter mehr als nur ein Gerät. Es stiftet Zugehörigkeit — und zeigt dem Umfeld, dass sich hier einer für das Wohl der Gemeinschaft engagiert. Besonders in kleinen Ortschaften wie Jenesien ist die Feuerwehr viel mehr als nur eine Randerscheinung, die nur bei Grossbränden zum Einsatz kommt. Man ruft sie auch bei vielem anderem: Wenn ein Fahrzeug von der Fahrbahn abgekommen ist, wenn ein Baum gefährlich morsch wirkt, wenn üppiger Regen zu Überschwemmungen geführt hat.

So leidenschaftlich sich Osele bei der Feuerwehr engagiert, so interessiert ist er auch an den Möglichkeiten der Technik, um deren Arbeit zu verbessern. Er hat die Entwicklung der Alarmierungsgeräte genau mitverfolgt und Swissphone, einem Hersteller solcher Systeme, stets Rückmeldungen auf die neuesten Produkte gegeben. Mittlerweile kriegt er neue Geräte zum Testen und nimmt an Benutzungsanalysen teil. Stolz erzählt Osele von den stetigen Verbesserungen, die er mit seinen Beobachtungen aus dem Feuerwehralltag mitgeprägt hat. Die Anfangsmodelle seien zuverlässig gewesen, aber gross und unpraktisch — um welche Art von Einsatz es sich handelte, erfuhr man erst in der Zentrale. Nachfolgemodelle lieferten auch Einsatzinformationen, doch sie litten unter schlechtem Empfang, geringer Lautstärke oder waren nicht robust genug für die harten Bedingungen. Osele sagt: „Einige von uns wünschten sich gar die alten Modelle zurück, weil die zwar klobiger, aber halt auch resistenter waren.“

Für das neueste Modell arbeitete man bei Swissphone mit dem Zürcher Designbüro Tribecraft zusammen. Die Designerinnen und Ingenieure der Agentur hören genau auf die Bedürfnisse von Nutzenden wie Osele. „Unser Ziel war, ein Gerät zu entwickeln, das nicht nur bei Technik und Robustheit neue Massstäbe setzt, sondern auch bei Tragequalität und Handhabung“, sagt Anita Leitmeyr, Designerin bei Tribecraft. Die Technik des neusten Pagers sei leistungsfähiger, aber auch grösser, was dank geschicktem Layout aber nicht ins Gewicht falle, sagt sie, „das Gerät ist an den entscheidenden Stellen sogar deutlich dünner“. Ausserdem sei der s.Quad nicht nur kratz- und stossgeschützt, sondern auch resistent gegen Staub und Wasser, und läuft mit einer Akkuladung bis zu einem Monat.

Wozu braucht man im Zeitalter von Mobiltelefonen überhaupt noch einen Pager? Osele nickt und sagt: „Meine Schüler fragen mich oft, warum wir den Alarm nicht einfach aufs Mobiltelefon umleiten, das sei doch praktischer.“ Doch es gäbe viele Gründe, die für den Pager sprechen. Einer von ihnen ist die Übertragungssicherheit. Wie auch die Polizei und die Sanität nutzt man auch bei der Feuerwehr ein eigenes Funknetz, das auch dann funktioniert, wenn in einer Krisensituation das Mobilnetz völlig überladen ist und zusammenbricht.

Ein weiterer Grund sei die Lautstärke, sagt Osele. Wenn ein Bauer auf seinem Traktor sitze und ein Einsatz anstehe, müsse der Alarm laut und spürbar sein, damit er auch bemerkt wird. Er zeigt auf den Pager, auf dessen Vorderseite das Logo der Feuerwehr von Jenesien eingraviert ist, und sagt stolz: „Ausserdem zeigt das Gerät auch, dass das, was wir tun, nichts Selbstverständliches ist.“ Ein Einsatz könne unpassende Situationen treffen, wie eine Hochzeit oder eine Taufe — „und da macht es auf das Umfeld einen Unterschied, ob man sein Handy oder dieses Gerät hier zückt.“ Osele will gerade die Unterschiede der beiden Geräte demonstrieren, als ein durchdringender Ton die gesamte Halle füllt. Er strafft die Schultern, wirft einen Blick aufs Display seines Pagers, der jetzt leuchtet und vibriert, und erklärt, ein Fahrzeug sei einen Hang runtergestürzt. Die Türen zur Zentrale fliegen auf, unzählige Männer sprinten zu ihren Spinden, einige in Arbeiterhosen, andere in Jeans. Osele ist schon fast aus der Tür, dann dreht er sich nochmals um, hält den Pager in die Luft und sagt mit einem Lächeln: „Sie sehen, das Teil funktioniert."




Mehr entdecken!

Case: optrel weldcap

Vom Toggenburg an die Weltspitze

Mit automatischen Schweisser-Schutzfiltern katapultiert sich die Firma optrel erst an die Spitze, dann ins Abseits. Als die Besitzer Tribecraft um Hilfe bitten, erhoffen sie sich einen Blick von aussen — und eine Weltneuheit.
Vom Toggenburg an die Weltspitze

Access Serie

Ein charakterstarker kleiner Wächter für Magnetic
Access Serie

Tauchrohr-Siphon

Universal-Waschtischsiphon für Geberit
Tauchrohr-Siphon